Der Niembaum

Diese Seite beschreibt kurz den Niembaum und seine Bedeutung im Kampf gegen Malaria und die Armut.

Orientierung "Niembaum"

Beschreibung des Niembaumes (Azadirachta indica)
- Der Niembaum als Topfpflanze
- Azadirachta siamensis
- Azadirachta excelsa
Geschichte des Niembaumes
Wirksame Stoffe im Niembaum
Verwendung des Niembaumes in Medizin und Landwirtschaft
- Niem gegen Malaria
- Niem als Insektenschutzmittel
- Niem als Insektizid
- Andere Verwendungen von Niem
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"Armut bedeutet nicht notwendigerweise ein Verlangen nach Geld. In einem weitere Sinn ist sie ein Mangel an Optionen, ob es sich dabei um fehlenden Dünger für den Anbau von Nahrungsmitteln oder den Mangel an Pestiziden handelt, Medikamente für die Gesundheit der Familienmitglieder, sichere Verhütungsmittel zur Familienkontrolle, Treibstoff oder Brennholz zum Kochen, Holz für Möbel oder Behausungen, die Verfügbarkeit von angepassten Technologien zur Nutzung von Brachland, oder die fehlende Möglichkeit ein Einkommen zu erwirtschaften oder eine Anstellung zu finden. In all diesen Aspekten der Armut könnte der Niembaum ein 'Allheilmittel' sein, besonders in ländlichen Gegenden."
Dr. Saxena, Vorsitzender der Niem-Stiftung [Neem Foundation, 1997-2]

Beschreibung des Niembaumes (Azadirachta indica)

Der Niembaum, Azadirachta indica, ist ein immergrüner tropischer Baum mit grosser Anpassungsfähigkeit. Ursprünglich aus dem Raum Indiens und Myanmars stammend, wurde er erfolgreich in Afrika, dem Mittleren Osten, Südamerika und Australien angepflanzt. Der Niembaum ist hervorragen an die Bedingungen der semiariden Zonen angepasst und gedeiht noch auf dem nährstoffärmsten Böden bei Niederschlägen von 450 mm pro Jahr und Temperaturen bis zu 50° C. Unter günstigen Umständen erreicht der Niembaum eine Höhe von 15 m und ein Alter von gegen 200 Jahren.

Der Niembaum besitzt kleine, weisse Blüten, die einen jasminähnlichen Duft verströmen. Seine essbaren Früchte werden etwa 2 cm lang und haben einen weissen Kern. Mit drei bis fünf Jahren trägt der Niembaum erstmals Früchte. Einmal ausgereift kann ein einziger Baum jedes Jahr bis zu 50 kg Früchte produzieren. Die einfach gefiederten Blätter des Baumes besitzen einen äusserst bitteren Geschmack und einen knoblauchähnlichen Duft. (Siehe auch die Abbildung  eines Blattes.)

Aufgrund seiner medizinischen und insektiziden Eigenschaften findet der Niembaum in der traditionellen Medizin und Landwirtschaft Indiens bis heute Verwendung. Neben Azadirachta indica existieren noch zwei andere Niembaumarten: Azadirachta siamensis und Azadirachta excelsa. [MotherNature, 1999; Neem Company-3]

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Der Niembaum als Topfpflanze

Der Niembaum, der keinen Frost verträgt, eignet sich als Topfpflanze, da er sehr anspruchslos ist. Ideale Wachstumsbedingungen findet er im Winter in der Nähe eines sonnigen Fensters. Im Sommer gedeiht er im Freien. Notfalls wächst der Niembaum auch nur mit Kunstlicht. Da die maximale Grösse des Niembaumes von der Grösse des Wurzelsystems abhängt, empfiehlt es sich, einen möglichst grossen Topf zu verwenden. Bei zu grosser Trockenheit kann der Niembaum, obwohl immergrün, einen Teil seiner Blätter abwerfen. Probleme mit dem Niembaum sind meist eine Folge von Überwässerung und daraus resultierenden Pilzinfektionen. [Neem Company-3]

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Young Neem Trees in Ghana
Junger Niembaum in der Umgebung von Tamale (Ghana)

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Azadirachta siamensis

Azadirachta siamensis ist in Thailand heimisch und wird auch als "sweet neem" (= süsser Niembaum) bezeichnet. Seine Kerne und Blätter werden als Gewürzbeigabe in verschiedenen Speisen benutzt. Die Blätter sind rund doppelt so gross wie bei Azadirachta indica und weniger bitter. Die Früchte sind ebenfalls grösser und die Kerne weisen eher eine smaragdgrüne als weisse Färbung auf. Die medizinische Verwendung von Azadirachta siamensis in Thailand gleicht derjenigen von  Azadirachta indica in Indien. [Neem Company-4]

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Azadirachta excelsa

Der bis zu 50 m hohe Azadirachta excelsa  wächst in abgelegenen Gebieten der Regenwälder Malaysias und der Philippinischen Inselgruppe. Wie der thailändische Azadirachta siamensis hat Azadirachta siamensis wegen seines seltenen Vorkommens keine grosse kommerzielle Bedeutung, wird aber in der Medizin der im Regenwald heimischen Volksgruppen beispielsweise als Malariaheilmittel verwendet. [Neem Company-4]

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Geschichte des Niembaumes

Auf dem indischen Subkontinent wird der Niembaum seit mehr als 4'500 Jahren genutzt. Früheste Schriften nennen medizinische Eigenschaften der Früchte, Samen, Blätter, Wurzeln, der Rinde und des Öls des Niembaumes, der in Indien des ersten Jahrtausends v. Chr. als "Sarva Roga Nivarini" (= einer, der alle Gebrechen und Krankheiten heilt) bezeichnet wurde. Die indischen Ärzte CHARAKA (2. Jh. n. Chr.) und SUSRUTA (4. Jh. n. Chr.), deren Schriften die Grundlage für die indische Naturheilkunde, die Ayurveda, bilden, erwähnen sowohl den Baum als auch seine medizinische Verwendung.

Mit der Ankunft der Europäer auf dem indischen Subkontinent gerieten die religiösen Praktiken um den Niembaum als heidnischer Aberglaube in Verruf und viele der Eigenschaften des Baumes gerieten allmählich in Vergessenheit. Trotz dieser Entwicklung wurde der Baum von indischen Emigranten noch zu Beginn dieses Jahrhunderts derart geschätzt, dass sie ihn in andere Länder mitnahmen und er damit in Australien, Ost- und Westafrika, Südostasien und Südamerika Verbreitung fand. In Indien selbst fanden die Rückstände der zur Ölgewinnung ausgepressten Samen bis in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts als Dünger und Pestizid Verwendung.

Mit dem Ende der Kolonialzeit begann das Interesse am Niembaum in Indien wieder zu wachsen. Bereits in den 20er Jahren hatte das Wissenschaftliche Institut in Bangalore erste Projekte zur möglichen kommerziellen Nutzung des Baumes durchgeführt. In den frühen 60er Jahren erinnerte man sich an die insektiziden Eigenschaften des Niembaumes und begann die aktiven Stoffe der Pflanze zu isolieren und auf ihre Wirksamkeit gegenüber den wichtigsten Schädlingen zu prüfen. Mehrere wirksame Inhaltsstoffe wurden in verschiedenen Teilen des Baumes gefunden, darunter auch Meliantriol und Azadirachtin.

In den letzten beiden Jahrzehnten hat die Forschung rund um die für die Landwirtschaft und Medizin bedeutenden Eigenschaften des Niembaumes einen Aufschwung erlebt. In den ländlichen Gegenden Indiens sind der Niembaum und seine Produkte heute wieder von wirtschaftlicher Bedeutung, und Projekte für die kommerzielle Nutzung konnten sich in Ländern wie Kenia erfolgreich etablieren. [MotherNature, 1999; Neem Company-5; Neem Foundation, 1997-2; Neem Foundation, 1997-3]

A Closer Look at the Neem Tree
Detailaufnahme der Äste und Fiederblätter des Niembaumes

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Wirksame Stoffe im Niembaum

Der Niembaum enthält mehr als 100 bioaktive Stoffe und ist reich an Proteinen. Der bittere Geschmack ist auf eine Reihe von "Limonoide" genannte Stoffe zurückzuführen. Wichtigster Inhaltsstoff ist das Azadirachtin (vertreibt Insekten). Andere Stoffe sind Gedunin (gegen Malaria), Nimbin (entzündungshemmend und fiebersenkend), Nimbidin (antibakteriell), Nimbidol (gegen Malaria und fiebersenkend), Quercentin (gegen Malaria), Salannun (vertreibt Insekten) und Natriumnimbinat (ein Spermizid). Junge Blätter des Niembaumes enthalten 60% Wasser, 23% Kohlenhydrate, 7% Proteine, 3% Minerale und 1% Fett. [MotherNature, 1999; Neem Company-2; Neem Foundation, 1997-1; Neem Foundation, 1997-3; Neem Foundation, 1997-4; VillagePharmacy]

Single Leave of a Neem Tree
Junges Einzelblatt eines Niembaumes.

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Verwendung des Niembaumes in Medizin und Landwirtschaft

Alle Teile des Niembaumes haben ihre Bedeutung sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Human- und Tiermedizin. Niemsamen enthalten bis zu 45% Öl, das zahlreiche therapeutische Nutzungsmöglichkeiten kennt, aber auch als Brennstoff für Lampen und in der Seifenproduktion Verwendung findet. Die bei der Ölpressung entstehenden Trester werden als Dünger benutzt. Einige weitere Nutzungsmöglichkeiten des Niembaumes und seiner Produkte sollen kurz beschrieben werden.

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Niem gegen Malaria

Die Verwendung des Niembaumes gegen Malaria in der Form von Rindeninfusionen, Blätter-, Wurzel- oder Samenextrakten ist seit Jahrhunderten bekannt. Jüngste Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass verschiedene Komponenten des Niembaumes eine Wirkung auf die Malariaparasiten haben. Irodin A, aus den Blätter gewonnen, wirkt bei einer Konzentration von 1:20'000 innerhalb von 72 Stunden tödlich auf Plasmodien. Gedunin und Quercentin, zwei andere Inhaltsstoffe sind gegen die Malaria mindestens so wirksam wie Chinin oder Chloroquin.

Da die Wirkung der Niemkomponenten auf Plasmodien im menschlichen Körper wesentlich stärker ausfällt als bei Versuchen im Labor, wird angenommen, dass die Stimulierung des menschlichen Immunsystems wesentlich zur Wirkung von Niem gegen eine Malariainfektion beiträgt. Neben der direkten Wirkung gegen Plasmodien, senken die Wirkstoffe das Fieber und regen den Appetit an. Damit sorgen sie für eine rasche Erholung der Erkrankten.  [icipe, 1998-2, S. 187; Neem Foundation, 1997-1; VillagePharmacy]

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Niem als Insektenschutzmittel

Niemöl ist ein gutes Insektenschutzmittel. Studien haben gezeigt, dass eine Niemkomponente eine bessere Wirkung als das in den meisten kommerziellen Mückenschutzmitteln enthaltene DEET zeigt. Neben Stechmücken vertreibt Niemöl auch verschiedene andere Insekten, darunter einige Schädlinge von Nahrungsmitteln. [icipe, 1998-2, S. 187; Neem Foundation, 1997-1; VillagePharmacy]

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Niem als Insektizid

Weltweit sind Produkte des Niembaumes gegen 500 Schädlinge wie Insekten, Milben, Zecken und Fadenwürmer wirksam. In der Regel sind Niemprodukte nicht unmittelbar tödlich für diese Schädlinge sondern beeinflussen deren Verhalten und Physiologie, beispielsweise durch eine Störung der Wachstumshormone. Da Niemprodukte preisgünstig und ungiftig für Nutzinsekten und höhere Tiere sind, eignen sie sich für die Schädlingskontrolle in ländlichen Gegenden ausgezeichnet. [icipe, 1998, S. 24; icipe, 1998-2, S. 93]

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Andere Verwendungen von Niem

Abgesehen von der Verwendung gegen Malaria, spielt der Niembaum in der traditionellen Behandlung von Stoffwechselstörungen, Hautkrankheiten, Diabetes, Pilzinfektionen und bei durch Viren verursachten Krankheiten eine wichtige Rolle. Die Zweige des Niembaumes enthalten gegen Zahnbakterien wirksame Stoffe und sie werden dann auch heute noch in weiten Teilen des ländlichen Indiens und Afrikas zur Zahnpflege gekaut. Sogar in einigen kommerziellen Zahnpflegeartikeln finden sich unterdessen Wirkstoffe des Niembaumes wieder. Niemöl könnte nach neuester Forschung als Verhütungsmittel wirksam sein.

Der Niembaum hat auch ökologische Bedeutung: In Afrika wird der Baum als Schattenspender und als Brennholzquelle genutzt. In den Ländern des Sahel diente der Baum dem Kampf gegen das Vorrücken der Wüste. Das relativ harte und schwere Holz des Baumes ist nicht nur äusserst dauerhaft, sondern auch resistent gegen Termiten. In vielen Entwicklungsländern wird das Holz für Zaunpfähle, Balken im Hausbau und für Möbel verwendet. [icipe, 1998-2, S. 100; MotherNature, 1999; Neem Foundation, 1997-1; Neem Foundation, 1997-4]

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Links

The Neem Foundation: http://www.neemfoundation.org
The Neem Company:  http://www.neemcompany.com
The Village Pharmacy: http://www.aijsc.com/neemtree.htm
MotherNature: http://www.mothernature.com/articles/neem/article1.stm

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Fragen, Anregungen oder Korrekturanmerkungen an mattgig@freesurf.ch sind willkommen.

Matthias Giger, Oktober 1999 (Update: 23.02.2002)